Berliner Bildungsprogramm

Berliner Bildungsprogramm 

Das Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege (BBP) bildet seit 2004 die Grundlage der pädagogischen Arbeit und der Qualitätsentwicklung aller Berliner Kitas. Hier sind das Bildungsverständnis, die pädagogisch-methodischen Aufgaben von Pädagog:innen, die Bildungsbereiche sowie konkrete Qualitätsansprüche und -kriterien festgehalten. Seit 2014 gibt es das aktualisierte BBP in der derzeit gültigen Fassung.

2004: Erste Veröffentlichung des Berliner Bildungsprogramms

Die Jugend- und Kultusministerkonferenz verabschiedete 2004 den gemeinsamen Rahmen der Länder als Grundlage für die Bildungspläne und -programme der Bundesländer. Der PISA-Schock Anfang der 2000er lenkte den Fokus der Bildungspolitik auch auf die frühe Bildung in der Kita. Berlin hatte bereits 2004, als eines der ersten Bundesländer, ein fundiertes Bildungsprogramm. Die Autor:innengruppe des Berliner Bildungsprogramms war so zusammengesetzt, dass unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern in Tageseinrichtungen zusammengebracht wurden: Praxis, Träger, Fort- und Weiterbildung, Fachberatung, Wissenschaft und Fachpolitik. Auch in der 2014 erschienenen aktualisierten Fassung sind diese verschiedenen Perspektiven einbezogen worden.

Das BBP bildet den Rahmen für die Qualitätsentwicklung in Berliner Kitas

Berliner Kitas sind vielfältig. Mit dem BBP erhält jede Kita eine Orientierung für ihr pädagogisches Handeln und für die Weiterentwicklung ihrer Arbeit. Mit Blick auf das spezifische Profil eines Trägers und einer Kita und unter Berücksichtigung der gegebenen personellen, baulichen und sozialräumlichen Bedingungen kann jede Kita aus diesem gemeinsamen Rahmen ihr eigenes Profil auf der Grundlage des BBP entwickeln. Das BBP bildet eine Gesamtheit aller aktuellen Ansprüche an eine qualitativ hochwertige Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in Kitas und Kindertagespflegestellen ab. Mit dem BBP ist ein gesetzlich festgelegter Rahmen vorgegeben, aber gleichzeitig werden Prinzipien der Pluralität, Trägerautonomie und Konzeptionsvielfalt gewahrt. So wurde es in der Vereinbarung über die Qualitätsentwicklung in Berliner Kindertageseinrichtungen (QVTAG) im Jahr 2006 festgehalten.   

In den meisten Kapiteln des BBP sind konkrete Qualitätsansprüche und -kriterien enthalten, die die Grundlage für die Qualitätsentwicklung in den Kitas bilden. In der QVTAG ist festgelegt, dass alle Kitas ihre pädagogische Arbeit anhand der Qualitätsansprüche des BBP durch systematische interne Evaluation kontinuierlich reflektieren und weiterentwickeln. Ebenso ist das BBP die fachliche Grundlage für die externen Evaluationen.

Aufbau und Inhalt des BBP

Anhand dieser Darstellung zum Aufbau des BBP von Dorothee Jacobs lässt sich gut die Struktur des BBP nachvollziehen. Passenderweise ist es mit dem Wahrzeichen von Berlin, dem Brandenburger Tor, verknüpft. Das Fundament bilden die ersten Kapitel des BBP auf der Ebene der Orientierungsqualität: Hier werden das Bildungsverständnis, die Ziele pädagogischen Handelns und das professionelle Selbstverständnis thematisiert. In den tragenden Säulen in der Mitte sind die pädagogisch-methodischen Aufgaben abgebildet. Diese stellen die Handlungsqualität dar. Rechts und links davon sind zwei Säulen, die zur Kooperationsqualität zählen: Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit Eltern und Demokratische Teilhabe. Zu diesen drei Qualitätsebenen gibt es evaluierbare Qualitätsansprüche. Ganz oben im Giebel des Brandburger Tors sind die Bildungsbereiche zu finden.

Bildungsverständnis

Frühkindliche Bildungsprozesse sind ganzheitlich und komplex. Frühkindliche Bildung ist mit einem gemeinsamen Prozess des Forschens und Erkundens verbunden, um den Fragen der Kinder auf den Grund zu gehen. Dies erfordert, sich auf die einzelnen Kinder und die Kindergemeinschaft einzulassen und sich gleichzeitig an einer offenen pädagogischen Planung im Sinne des BBP zu orientieren.

Diesen Anforderungen kommt das BBP nach, indem es umfassend ein Bildungsverständnis beschreibt, welches das Kind als Akteur seiner Aneignungsprozesse und als Träger von Rechten in den Mittelpunkt stellt. Bildung wird als lebenslanger Prozess beschrieben, der an das unmittelbare Erleben der Kinder in ihren Lebenswelten gebunden ist. Sich ein Bild von der Welt machen, beinhaltet im BBP drei Dimensionen der Bedeutsamkeit: 

  • Sich ein Bild von sich selbst zu machen = Das Kind in seiner Welt
  • Sich ein Bild von den anderen machen = Das Kind in der Kindergemeinschaft
  • Sich ein Bild von der Welt machen = Weltgeschehen erleben, Welt erkunden

Ziele pädagogischen Handelns

Das Bildungsverständnis ist eng damit verknüpft, das pädagogische Handeln an Zielen auszurichten. Diese Ziele leiten das pädagogische Handeln unter der Fragestellung: Was tun Pädagog:innen, damit alle Kinder mit ihren unterschiedlichen Voraussetzungen und Interessen Kompetenzen erwerben können? Die Ziele sind gegliedert in:

  • Ich-Kompetenzen stärken, damit Kinder ein positives Selbstkonzept entwickeln
  • Sozialkompetenzen stärken, damit Kinder soziale Beziehungen aufnehmen und respektvoll miteinander umgehen
  • Sachkompetenzen stärken, damit Kinder sich die Vielfalt der Lebenswelt in ihren sozialen Bezügen aneignen
  • Lernmethodische Kompetenzen stärken, damit Kinder ein Grundverständnis davon entwickeln, dass sie lernen, was sie lernen und wie sie lernen.

Die vier Kompetenzbereiche finden sich jeweils in der Systematik der Bildungsbereiche wieder und werden dort entsprechend konkretisiert. Sie bezeichnen die Zielrichtung, in der Pädagog:innen ein Kind bei der Ausschöpfung seiner Möglichkeiten stärken und fördern sollen.

Pädagogisch-methodische Aufgaben 

Pädagog:innen tragen mit ihrer Haltung und ihrem Handeln wesentlich zur Qualität der Kita bei. Im Zentrum des BBP stehen deshalb die Aufgaben der Pädagog:innen. Diese pädagogisch-methodischen Aufgaben (siehe Kasten) sind daher die tragenden Säulen des BBP (siehe BBP als Brandenburger Tor). 

Die pädagogisch-methodischen Aufgaben im Überblick:

  • Beobachtung und Dokumentation der kindlichen Bildungs- und Entwicklungsprozesse
  • Gestaltung des Alltags
  • Spielanregungen und Spielmaterial
  • Arbeit in Projekten 
  • Raumgestaltung und Materialausstattung
  • Integration von Kindern mit Behinderung und Frühförderung
  • Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit Eltern
  • Übergänge gestalten
  • Zusammenarbeit und Kommunikation im Team, Leitung und Träger

Ausgehend von der Beobachtung der individuellen Entwicklungsprozesse, der Interaktionen, Interessen und Themen der Kindergemeinschaft und der regelmäßigen Analyse der Lebensrealität der Kinder und ihrer Familien planen die Pädagog:innen zusammen mit den Kindern Aktivitäten im alltäglichen Kita-Leben bis hin zu Projekten, gestalten die Räume und wählen Material aus und regen das Spiel der Kinder an. Dabei beziehen sie die sechs Bildungsbereiche übergreifend ein, denn im Leben der Kinder fließen zumeist mehrere Bildungsbereiche zusammen.

Zur pädagogischen Arbeit mit den Kindern kommen die professionelle Kommunikation und Kooperation mit Eltern und im Team zum Aufgabenspektrum der Pädagog:innen hinzu. Außerdem bilden die Integration von Kindern mit Behinderung und Frühförderung sowie die Gestaltung der Übergänge wesentliche pädagogische Aufgaben.

Bildungsbereiche

Die Bildungsbereiche laden zur genauen Erkundung der Lebenswelten der Kinder ein und geben Anregungen für das alltägliche Leben, Spielanregungen, das Raum- und Materialangebot und für Projektthemen. Die Struktur der Bildungsbereiche folgt entwicklungspsychologischen Prozessen der Aneignung und Gestaltung von Welt und leistet so einen ersten Transfer zwischen dem Bildungsverständnis und der praktischen Arbeit.

Die Aufführung der Bildungsbereiche stellt keine Rangfolge dar. Alle Bildungsbereiche sind gleichwertig und durchdringen sich gegenseitig im Erleben der Kinder:

  • Gesundheit
  • Soziales und Kulturelles Leben
  • Kommunikation: Sprachen, Medien und Schriftkultur 
  • Kunst: Bildnerisches Gestalten, Musik, Theater
  • Mathematik
  • Natur – Umwelt – Technik

Die Bildungsbereiche unterstützen die pädagogische Planung mit den Kindern, die sich an folgenden Schritten orientiert: Erkunden, Ziele formulieren, Gestalten und Reflektieren.  Passend zu den Dimensionen der Aneigungstätigkeit enthalten die einzelnen Bildungsbereiche Anregungen für den Alltag, für Spielmaterialien und Spielanregungen, Projektarbeit und Raumgestaltung und Materialausstattungen. Sie sind exemplarisch und greifen bereits gängige Praxis der Berliner Kitas auf.

Download

Hier können Sie das Berliner Bildungsprogramm in der aktuellen Fassung herunterladen:

Berliner Bildungsprogramm von 2014
Berliner Bildungsprogramm von 2014

Weitere Informationen

Vestring, Lisa (2021): Wie in Berlin das Bildungsprogramm in die Praxis kam. Betrifft Kinder 01-02/2021. Kiliansroda: Verlag das netz, S. 25-27.

Hiller, Milena (2017): Umgang mit Bildungsprogrammen am Beispiel des Berliner Bildungsprogramms für Kitas und Kindertagespflege. In: Evangelischer KITA-Verband Bayern e. V. (2017): Durchblick, S. 28-29.

Vorstellung der aktualisierten Fassung des Berliner Bildungsprogramms von Christa Preissing (2014): https://www.youtube.com/watch?v=5M4160Jx4Ao